Vor 25 Jahren haben engagierte Hackbrettspieler den Landes-Hackbrett-Bund Baden-Württemberg e.V. gegründet. Seitdem schlägt das Hackbrett immer mehr Wurzeln in unserem Bundesland und ist aus der Musikszene nicht mehr wegzudenken.
Die zentrale Lage von Balingen ist für die baden-württembergische Hackbrettwelt von besonderer Bedeutung, und aufgrund vieler dort durchgeführter Hackbrettseminare wurde ein Nostalgie-Event gewünscht.
Ein Jahr zuvor starteten die Vorbereitungen und die ersten Gespräche mit dem Hausherrn des Jugendgästehauses und der Stadt Balingen bezüglich Zollernschloss. Schnell war klar:
„Wir feiern am 20. April 2024 im Zollernschloss in Balingen“

LHB-Jubiläum im Zollernschloss in Balingen, Foto: Mike Dietsche
Die Musik an diesem Jubiläumstag sollte auf jeden Fall vielseitig sein, stimmig für die Jugend, mit Märchen und einem Streifzug durch die Hackbrett-Geschichte allgemein und speziell in und aus Balingen.

Begrüßung von Inge Goralewski, Foto: Andreas Hausberger
Um 16 Uhr begrüßte Inge Goralewski die Gäste:
„Ein herzliches „Grüß Gott“ und „Willkommen“ an alle in diesem historischen Zollernschloss-Saal, der heute zur „Nostalgie-Feier“ und zur Jubiläumsfeier 25 Jahre Landes-Hackbrett-Bund einlädt.
Hier begann ab 1993 die Hackbrett-Szene in Baden-Württemberg, mit dem jährlichen, bald schon traditionellen, überaus inspirierenden und manchmal auch feucht, aber immer fröhlichen Hackbrett-Seminar Balingen, mit jungen und namhaften Referierenden aus Bayern, der Schweiz und Baden-Württemberg, mit musikalischen Höhepunkten und vielen Konzerten in und um Balingen. Obwohl die Säule in der Mitte des Saales standhaft und stolz bleibt, soll der Saal lebendig sein. Wir können sitzend, stehend, oder vielleicht im Wechsel, bei einem Getränk den Konzerten links und rechts lauschen. Viel Vergnügen mit dem Jugendkonzert der Saitenjugend!“
Jugendkonzert der Saitenjugend (DZB + LHB)
Leitung: Nicole Dietsche

Jugendkonzert der Saitenjugend, Foto: Mike Dietsche
Mit langanhaltendem Beifall und einer Geschenkpackung Musiknudeln wurden die Spieler der Saitenjugend für ihr beeindruckendes Jugendkonzert bedacht. Bei einem Getränk konnten sich alle entspannen und dem nächsten Konzert widmen.
Märchen & Musik – Trio Saitenblasen und Mara
Leitung: Bärbel Gutsche

Trio Saitenblasen und Mara, Foto: Mike Dietsche
Das Konzert wechselte zwischen Musik und Märchenerzählung und war damit überaus kurzweilig, spannend und lustig zugleich.
Es folgte eine etwas chaotische Umbau, denn alle Instrumente der Saitenjugend mussten in die Disco ins Untergeschoss gebracht werden und die Instrumente von Trio Saitenblasen kamen ins Nachbargebäude (Landratsamt). Gleichzeit bauten die nächsten Musikgruppen auf. Und über die Hintertür (die Küche) wurden viele bunte Platten von Familie Baader für ein grandioses Buffett rund um die Säule aufgebaut.

Fingerfood Buffet, Foto: Mike Dietsche
Damit um 18 Uhr der Stehempfang perfekt werden konnte, wurden Sektgläser gereicht. Dr. Tilmann Schmitz übernahm die Ansprache zum Jubiläum. Es folgte eine Gratulationsrede von Christoph Palm, dem Präsidenten des Landesmusikverbandes.

Sektempfang und Gratulation von Christoph Palm
„Liebe Inge, lieber Tilmann Schmitz, liebe im LHB Engagierte, liebe Anwesende. Im Namen des Landesmusikverbandes und der zehn weiteren Mitgliedsverbände einen ganz herzlichen Glückwunsch zu 25 Jahre Landes-Hackbrett-Bund.
Das ist eine hervorragende Leistung, etwas Besonderes. 1999 war ja auch das erste Mal der Tag der Laienmusik, das erste Mal, dass alle Amateurmusikerinnen und Amateurmusiker aus dem Land gesagt haben, wir treten mal gemeinsam auf. Und so ist es eben wunderbar, dass ihr auch von Anfang an mit dabei seid im Landesmusikverband, der dann 2008 letztendlich gegründet worden ist. Und wir pflegen das wirklich, dass wir im Präsidium sagen: „ein Verband, eine Stimme“, und das hat sich auch bewährt.
Wir wollen, dass das Musikland Baden-Württemberg weiterhin so bunt und vielfältig ist. Und wer heute Nachmittag schon die ersten 2 Teilkonzerte gehört hat, der weiß, dass zu diesen vielfältigen Stimmen, die in der Summe wieder ein harmonisches Ganzes ergeben, unbedingt die Hackbrettspielerinnen und Hackbrettspieler dazu gehören. Ihr habt nicht nur diesen für euch auch historisch bedeutsamen Raum mit euren Klängen erfüllt, sondern Ihr habt auch unsere Herzen und unsere Seelen in Schwingung versetzt.
Das Hackbrett ist ein wunderbar dem menschlichen Bedürfnis sehr nahes Instrument und ich hoffe auch, dass es symbolisch steht für das, was für unsere Gesellschaft wichtig ist, nämlich dass nicht nur die Lauten und die ganz Lauten und die zu Lauten gehört werden, sondern auch diejenigen, die in der Lage sind, mit feinen Bewegungen Dinge zum Klingen zu bringen, zum Schwingen zu bringen, und damit einen Inhalt zu erzeugen, der genauso, wenn nicht sogar wertvoller ist, wie wenn man immer das Volumen auf volle Pulle stellt.
Vielen Dank, liebe Hackbreitspielerinnen und Hackbrettspieler, dass Sie sich diesem Instrument verschrieben haben und damit eben auch die Musiklandschaft in Baden-Württemberg enorm bereichern. Auch schön finde ich, dass ihr heute darstellt, wie offen ihr seid, für Kooperationen, für Ensembles, für anderes und wir als Landesmusikverband sorgen ja ganz im Hintergrund dafür, dass sie alle ihr Hobby, ihre Passion leben können und eben damit auch vielen Menschen eine Freude machen können.
Wir wünschen euch alles Gute, ihr habt es in der eigenen Hand, dass diese Hand eine glückliche ist. Es zeigt auch, wie es euch gelungen ist, junge Menschen für euer Instrument zu begeistern und hier in musikalische Höhen zu führen. Ich bin optimistisch, dass ihr auch ein 30. und ein 40-jähriges Jubiläum feiern könnt. Wir brauchen euch und wir versuchen auch das beizutragen, was wir als Dachverband leisten können, damit ihr weiterhin so wunderbare Musik machen könnt, dass ihr ein Teil unserer Familie seid, und auch wenn es der kleinste Verband ist, die Kleinsten sind einem ja oft besonders ans Herz gewachsen. Insofern alles Gute, heute eine schöne Feier und ich habe bewusst eine etwas größere Flasche mitgebracht, auf der auch noch drauf steht: „Next Generation“, also mehr Symbolik kann ich heute nicht bieten, alles Gute, ein schönes Fest und euch allen viel Freude weiterhin an der Musik“.
Nach dieser beeindruckenden Gratulationsrede eröffnete Dr. Tilmann Schmitz das Buffet und Jung und Junggebliebene konnten die wohlschmeckenden Snacks mit den Fingern greifen.
Pünktlich um 19 Uhr begann mit einem Trompeten-Forte das nächste Konzert. Ab hier übernahm Dagmar Konermann die Moderation. Alle Gäste wurden eingeladen, mit dem ausgelegten Textblatt beim nachfolgenden Hohenzollernlied, das besonders in diesen ehrwürdigen Zollernschloss-Saal passt, mitzusingen.
Volksmusik Oberer Neckar
Leitung und Bearbeitungen: Rudi Huber

Volksmusik Oberer Neckar, Foto: Mike Dietsche
Die Volksmusik Oberer Neckar hat sich die Interpretation überlieferter Tanz- und Wirtshausmusik,
vorzugsweise aus der näheren Heimat, der Baar, der Schwäbischen Alb und dem Schwarzwald zum Ziel gesetzt. Betrachten wir die Hackbrett-Geschichte, so haben in einer ähnlichen gemischten Besetzung ab 1934 die Flachgauer Musikanten als Tanzlmusi unter Leitung von Tobi Reiser mit Klarinetten, Harmonika, Hackbrett, Geige, Gitarre und Kontrabass gespielt.
Stubenmusik Gögglingen
Leitung: Heinz Frenkenberger

Stubenmusik Gögglingen, Foto: Andreas Hausberger
Die Stubenmusik Gögglingen spielte in der typischen Trio-Besetzung Zither, Hackbrett und Gitarre, so wie sie von den Schönauer Musikanten aus dem Berchtesgadener Land ab 1946 gespielt wurde und quer durch ganz Bayern bis nach Baden-Württemberg übernommen wurde. Bemerkenswert ist, dass das Hackbrett an der Tischkante gespielt wird, was heute selten zu sehen ist.
„RONDEL“ – Uraufführung
Die Erfahrung beim Deutschen Orchesterwettbewerb 2012 zeigte, dass für Hackbrett-Ensembles die Literatur für Neue Musik fehlte. Deshalb erteilte der LHB eine Auftragskomposition an die Staatliche Hochschule für Musik in Trossingen. Studierende des Studiengangs Musikdesign komponierten das Stück, unter Leitung und Bearbeitung von Steffen Thum.
RONDEL ist ein Konzept-Stück, dessen Form auf dem gleichnamigen Gedicht von Georg Trakl basiert:
Verflossen ist das Gold der Tage,
Des Abends braun und blaue Farben;
Des Hirten sanfte Flöten starben,
Des Abends braun und blaue Farben;
Verflossen ist das Gold der Tage.

Uraufführung RONDEL, Foto: Andreas Hausberger
Es spielten Studierende der Hackbrettklasse Universität Mozarteum Salzburg und Innsbruck mit Hackbrett-Schlägeln sowie Dorka Weber, Clemens Weber und Anita Huber – drei LHB-Mitglieder - mit Ebows im Original der Komposition, Leitung: Heidelore Wallisch-Schauer.
Nach einer weiteren Umbaupause spielte Ilona Seidel zwei Stücke im Original für Hackbrett.

Ilona Seidel, Foto: Andreas Hausberger
Karl-Heinz Schickhaus besuchte 1995 und 1997 die Seminare hier in Balingen und brachte sie für uns Schwaben mit:
- Swabi Aria Kopenhagener Hackbrett-Tabulatur (1753)
- Concerto Nr. VI Concerte der Maria Constantina Voglerin
Bei der Veranstaltung hackbrett.06 (2006) in Ulm hielt Karl-Heinz Schickhaus einen Vortrag über „Das Hackbrett im alemannischen Raum“ und über die Concerte im Kloster Fürstenberg bei Donaueschingen. (2007 verstarb KHS)
Heidelore Wallisch-Schauer spielte auf einem original Salterio:

Heidelore Wallisch-Schauer zeigt und erklärt das Salterio, Foto: Andreas Hausberger
- Sinfonia per Salterio - Niccolò Jommelli
1. Satz - Allegro
- Folias de Espagna - Vicente Adan (1758-1787)

Heidelore Wallisch-Schauer zupft das Salterio, Foto: Andreas Hausberger
Teckel am Brett, Dorka und Clemens Weber spielten im Genre Neue Volksmusik:
Zu den Hackbrett-Seminaren nach Balingen kam auch Hartmut Brandt aus Sonthofen als Referent. Und er brachte jeweils eine Komposition mit, die typisch für Balingen mit der Eyach und für das Zollernschloss ist. Den heutigen Anlass ließ er sich nicht nehmen und kam mit seiner Frau Helga angereist.

v.l.n.r.: Felix Huber, Dorka und Clemens Weber, Beate Weißer, Foto: Andreas Hausberger
- Die Eyach - Hartmut Brandt (2005)
- Die Eyach schlängelt sich durch das Balinger Vorland
- Beim Schloss am Wasserfall ist was los!
- Die Eyach fließt ruhig durch Balingen
- Im Zollernschloss - Hartmut Brandt (2001)
Ein Abschluss mit Weltmusik vom Feinsten! Das Duo verzauberte das Publikum.
KultUrig
Alexander Maurer - Steirische Harmonika
Heidelore Wallisch-Schauer - Hackbrett
Sie verweben Elemente der Volksmusik mit Alter Musik, Metal Sound und Jazzharmonik zu etwas gänzlich Neuem und bescheren somit ein faszinierendes Klangerlebnis:

Alexander Maurer und Heidelore Wallisch-Schauer, Foto: Andreas Hausberger
Es folgten zwei Zugaben von KultUrig, danach verkündete Dr. Tilmann Schmitz offiziell das Ende des Programms, bedankte sich bei den Aktiven und verabschiedete die zahlreichen Gäste. Danach wurde in gemütlicher Runde und bei interessanten Gesprächen immer wieder zum Buffett gegriffen und auf den erfolgreichen Tag angestoßen.